PMR: Herr Henßler, Sie haben sich nach einer erfolgreichen Karriere als Klinikdirektor der medius KLINIK OSTFILDERN-RUIT entschieden, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Was hat Sie dazu bewogen?
Philipp Henßler: Tatsächlich spielte der Gedanke, irgendwann einmal selbständig zu sein, schon lange eine Rolle. Bereits während meiner Zeit bei den medius KLINIKEN war ich nebenberuflich als Berater und Lehrbeauftragter tätig. Die Erfahrungen, die ich hier sammeln konnte, der Drang im Gesundheitswesen etwas verändern zu wollen, sowie der Austausch mit meinem heutigen Geschäftspartner Jascha Rinke haben letztlich den Ausschlag gegeben, diesen Schritt konsequent zu gehen.
PMR: Gemeinsam haben Sie und Herr Rinke die RINKE+HENSSLER GmbH gegründet. Was ist das zentrale Ziel Ihres Unternehmens?
Henßler: Unser Fokus liegt auf der Integration und Verbesserung ambulanter und stationärer Versorgungsstrukturen. Mit RINKE+HENSSLER wollen wir das Gesundheitswesen in Deutschland dabei unterstützen, diese beiden Bereiche nahtlos miteinander zu verbinden. Die ambulante Transformation ist ein zentrales Element der aktuellen Krankenhausreform, und wir sehen hier großes Potenzial, um durch Hybridlösungen die Versorgungsqualität und Wirtschaftlichkeit zu optimieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass es künftig vermehrt flexible Modelle braucht, in denen ambulante und stationäre Angebote sinnvoll aufeinander abgestimmt sind.
PMR: In der Praxis bedeutet das also, dass Krankenhäuser mehr ambulante Leistungen anbieten werden?
Henßler: Genau, und das ist auch notwendig. Der Gesetzgeber fordert eine stärkere Ambulantisierung, um eine effizientere und kostengünstigere Versorgung zu gewährleisten. Es wird also nicht nur mehr ambulante Operationen geben, sondern auch spezialisierte Zentren, die auf ambulante Leistungen fokussiert sind. Wichtig ist jedoch, dass dieser Übergang durchdacht gestaltet wird, damit die bestehenden stationären Strukturen gleichzeitig gestärkt und entlastet werden können. Hier setzen wir an, indem wir passgenaue Lösungen für Krankenhäuser entwickeln, die ambulante und stationäre Anforderungen miteinander verbinden.
PMR: Ihre Ansätze wirken tatsächlich sehr innovativ. Denken Sie, dass das deutsche Gesundheitswesen von anderen Ländern lernen kann?
Henßler: Absolut! Wenn wir etwa den Blick auf die nordischen Länder richten, sehen wir, dass dort viele Leistungen bereits seit Langem ambulant erbracht werden. In Deutschland ist der stationäre Anteil immer noch sehr hoch, was sicher auch an der Vergütungsstruktur liegt. Wir glauben aber, dass sich das in den kommenden Jahren ändern wird, und hier sehen wir eine Chance, den Wandel mitzugestalten und neue Versorgungskonzepte zu etablieren. Die Nachfrage nach unseren Lösungen ist übrigens bereits über die deutschen Grenzen hinaus vorhanden; Anfragen aus der Schweiz etwa zeigen, dass unsere Konzepte auch international relevant sind.
PMR: Neben den strukturellen Veränderungen sprechen Sie auch häufig über das Thema Wertschätzung im Gesundheitswesen. Was bedeutet das konkret?
Henßler: Für mich bedeutet Wertschätzung, dass Pflegekräfte und Mitarbeitende die Möglichkeit haben, ihre Ideen einzubringen und ihre Arbeitsbedingungen aktiv mitzugestalten. Das Gesundheitswesen ist ein sehr menschennahes Arbeitsfeld, und gerade die Pflegekräfte sind enormen Belastungen ausgesetzt. Deshalb ist es wichtig, dass wir ihnen Freiraum für Eigeninitiative und persönliches Wachstum geben. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Arbeitszufriedenheit aus, sondern steigert auch die Qualität der Versorgung.
PMR: Vielen Dank für Ihre Einblicke, Herr Henßler. Ich wünsche Ihnen und der RINKE+HENSSLER GmbH viel Erfolg bei Ihren zukünftigen Projekten!
Henßler: Vielen Dank, Herr Mielczarek, es war mir eine Freude!